Literarisches zum Tierschutz

Die Forellen und die Rentner

Artikel vom 11.10.2021

In St. Aegidi/Österreich leben zwei alte Herren, denen es sehr wohl auf Fische ankommt. Die beiden Rentner haben Freundschaft geschlossen mit den Forellen im kleinen Fluß an ihrer Wassermühle. Die Fische springen den beiden alten Herrn auf die flache Hand und bleiben dort in Seitenlage liegen. Sie schwimmen Slalom um kleine Stangen herum oder hüpfen, den Kopf voran, in ein Einmachglas. Seit 25 Jahren leben Karl und Otto Lüger mit den Forellen. Vier Generationen habe sie kommen und gehen sehen, da diese Fische höchsten 10 Jahre alt werden. Eine Forelle, die besonders geschickt im Slalom war, hieß Rosi Mittermayer. Wenn Fremde ihre Hände ins Wasser halten, reagieren Johannes und Huber, Paul und Franziska nie. Es müssen schon die vertrauen Hände der beiden freundlichen Rentner sein.


(Aus: Kreisanzeiger für die Wetterau 7.5.1988. Nachzulesen bei: Christa Blanke, Da krähte der Hahn. 1995, S. 122)

Illustration: Rosanna Pradella


Der Hund an der Himmelstür

Artikel vom 15.09.2021

Ein Mann stand vor der Himmelstür und wartete auf Einlass, oder zumindest auf seinen himmlischen Richter. Aber er stand nicht allein da. Neben ihm sein treuer Hund, der ihn viele Jahre begleitet hatte. Er will in den Himmel, aber nicht ohne seinen Hund. Dort an der Himmelstür tummelten sich noch viele andere. Wie er so wartete, da musste er sich einiges anhören: ,,Einen Hund im Himmel, niemals. Ein Hund ist ein unreines Tier", sagten ein paar Moslems und ein paar Juden stimmten dem rasch zu.
„Wo steht denn in der Bibel, dass man hier Hunde mitbringen darf', riefen ein paar fromme Christen dazwischen. ,,Können sie doch noch nicht einmal die menschliche Sprache," ereiferten sie sich „wie sollen sie sich denn vor ihrem himmlischen Richter verantworten können."
„Recht habt ihr" stimmten andere dem zu, ,,so ein Hund hat doch gar keine Seele, was soll er denn im Himmel, wir Menschen sind die Krone der Schöpfung, da brauchen wir keine Tiere!"

Nur ein einziger widersprach all den frommen Leuten und ihren abfälligen Bemerkungen über die Tiere und er sagte: ,, Von dem das Heil der Menschen ist, von dem ist auch das Heil der Tiere." Gerade wollte er in seiner Rede fortfahren, da trat aus der Tiefe des Himmels ein junger Psalmensänger hervor, in der Linken seine Harfe, mit der Rechten zupfte er die Saiten und er sang:

Herr, deine Güte reicht soweit der Himmel ist und deine Treue, soweit die Wolken ziehen.
Herr, du hilfst Menschen und Tieren.
Deine Liebe ist unvergleichlich.
Du bist unser Gott, bei dir sind wir geborgen
und finden Hilfe und Schutz. (Psalm 36,6-10)

Dann machte der Psalmsänger die Himmelstür weit auf und sprach: ,,Dieser Hund ist von dem selben Gott geschaffen worden wie ihr Menschen. Gibt es für euch Menschen einen Himmel, dann gibt es auch einen Himmel für die Tiere, auch wenn es vielen von euch nicht passt.
Gerade wollte der Mensch freudig mit seinem Hund durch die Himmelstür treten, da wachte er auf, weil ihn eine kalte Hundeschnauze gestupft hatte wie um ihn zu erinnern: Es ist Zeit zum Gassi gehen.

Aus: Christa Blanke, Da krähte der Hahn. 1995, S. 13

Illustration Rosanna Pradella, Ein Hund steht vor der Himmelstür

Illustration: Rosanna Pradella


Schadenfrohes Gegacker

Artikel vom 25.02.2021

Eine Frau hatte einen Hühnerhof, auf dem sich die Tiere frei bewegen konnten.
Eines Tages wollte sie ein Huhn holen, das im Auslauf war.
Sie bekam es nicht gleich und es begann eine wilde Verfolgungsjagt.
Das Tier rannte schließlich auf den Teich im Garten und seinem schlammigen
Ufer zu. Kurz vor dem Wasser aber schlug das Huhn einen perfekten Haken
nach links. Ihre Verfolgerin konnte nicht mehr rechtzeitig reagieren, rutschte
aus und fiel der Länge nach ins Wasser.
Was aber tat das Huhn: Es brachte sich nicht etwa in Sicherheit
und rannte davon. Nein, es blieb stehen, drehte sich um und fing an zu gackern.
Und es hörte sich an als ob es sich kaputtlachen wollte.

Bild von einem Huhn


Barmherzigkeit - Schnecke am Weg

Artikel vom 29.12.2020

„Schnecke am Wege, ach, wie so träge, wie ruhig du bist!

Nun sag mal ehrlich: Weißt du, wie gefährlich dein Wanderweg ist?“                                    

Wenn ich’s recht erwäge und mir überlege, so stockt mir mein Sinn:

Weiß ich denn ehrlich, wie sehr gefährlich ich wandre dahin? –

Adolf Pfleiderer

 

„Seid barmherzig, wie auch euer himmlischer Vater barmherzig ist.“

(Luk. 6 Vers 36)

Barmherzig sein heißt freundlich sein gegenüber allem, was lebt,

weil alles Leben gefährdet ist und Zuneigung braucht.

Bild einer Schnecke


Bileam

Artikel vom 23.12.2020

Tiere sind auch ein wichtiges Thema in Literatur, Poesie oder der bildenden Kunst. Viele christliche Autorinnen und Autoren schenken den Tieren weit mehr Raum als die Theologie. Man denke allein an die vielen Geschichten um die Tiere an der Krippe von Bethlehem. Aber es gibt auch viele Erlebnisgeschichten. Wir bringen in wechselnder Folge einige Beispiele.

Franz von Assisi:
Alle Geschöpfe der Erde fühlen wie wir.
Alle Geschöpfe streben nach Glück wie wir.
Alle Geschöpfe leiden, sterben wie wir.
Also sind sie uns gleichgestellte Werke
des allmächtigen Schöpfers, unsere Brüder.


Elefantenliebe
Streben nach Glück und fühlen wie wir

In einem Leserbrief in der Zeitung berichtet jemand von einer Reise durch Namibia. Auf dieser Tour beobachtet er folgende Szene an einem Wasserloch.
Ein Elefantenbulle kommt aus dem Busch, um zu trinken.
Nach einer Weile kommt eine Elefantenkuh mit einem sehr kleinen Baby an das gleiche Wasserloch.
Das Baby lief sofort zum dem Bullen und kroch unter ihm hindurch und umschwänzelte seine Beine, was der Bulle ruhig geschehen ließ.
Dann geschah es, dass die Kuh zum Elefantenbullen trat, ganz nahe an ihn heran, Rüssel an Rüssel und sie schmusten eine ganze Weile miteinander.
Dann zogen beide wieder ab in die Richtung, aus der sie gekommen waren.